Reviews and Commentaries

Die Mechanikautorität

  • Landau-Lifshitz: Mechanik
  • 978-3-8171-1326-2
  • science
  • Leinenband-Ausgabe
Sci.Photo's Rating: 90 %

Man sagt, wenn die Natur einmal nicht wüsste, wie sie sich zu verhalten hat — schlägt sie in diesem Buch nach.

Die Autorität.

Landau und Lifschitz haben mit ihrem zehnbändigen Werk die wesentliche Theorie bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts (bis einschließlich Quantenelektrodynamik) dargestellt. Man sagt, wenn die Natur einmal nicht wüsste, wie sie sich zu verhalten hat — schlägt sie in diesem Buch nach. In Band Ⅰ geht es um die klassische Mechanik nach Lagrange und Hamilton.

Der Inhalt.

Das Standardprogramm der Analytischen Mechanik. Hamilton-Prinzip, Erhaltungssätze, Keplerproblem; harmonische Schwingungen ohne und mit Reibung, in ein bis drei Dimensionen; starrer Körper; Hamilton-Jacobi.

Themen, die nicht überall zu finden sind: anharmonische Schwingungen, die Euler-Winkel und -Gleichungen, Poisson-Klammern.

Der erste Band ist noch recht knapp gehalten mit seinen rund 220 Seiten; höheren Themen widmet das russische Duo weit mehr. Für heutige Vorlesungen nicht allein geeignet; ein „aktuelles“ Buch sollte noch sein. Aber als Ergänzung / Vertiefung zu bestimmten Themen durchaus zu empfehlen.

Aufbau der Kapitel.

Insgesamt 52 Paragraphen in sieben Kapiteln, mit zwei bis drei Aufgaben (inklusive Lösung, aber teilweise sehr hart).

Uur Sprache.

Eine sehr nüchterne, wissenschaftliche Sprache, die nicht vom Stoff ablenkt. Man muss aber sehr konzentriert lesen, sonst blättert man bald wieder zurück. Die verwendeten Symbole entsprechen nicht dem „aktuellen Standard“. In meiner Version weist der Herausgeber darauf hin, wie die potentielle Energie, der Drehimpuls und das Drehmoment in anderen Büchern bezeichnet werden. Danke!

Übrigens: In meiner Auflage ist das Vektor-Kreuzprodukt durch ein Kreuz gekennzeichnet; frühere Auflagen (und aktuelle Versionen der andern Bände) verwenden eine recht ungewöhnliche Schreibweise mit eckigen Klammern.

Was ich mag.

Mit seiner nüchternen Sprache konzentriert sich das Buch auf das wesentliche; als Klassiker hat es seinen Platz (zusammen mit dem Feyman) im Regal für die vorzeigbare Literatur verdient. Auch optisch macht der rote Leineneinband mit goldener Schrift einige her.

Was mir fehlt.

Aufgrund des Alters ist die Stoffauswahl nicht immer kongruent zu aktuellen Vorlesungen. Der Landau-Lifschitz sollte also nicht das einzige Buch im Regal sein. Auch von graphischer Seite her gibt es durchaus Attraktiveres.